1. Einführung

Lehrpfad des Barockgartens

1. Einführung

Starten Sie bitte direkt am Barockschloss Oberlichtenau mit der Nummer 1.

Folgen Sie dann bitte den Nummern der Reihe nach.

Im Rundgang wird der Park, das Lustschloss und alle sehenswerten Stationen beschrieben. Wer sich die Zeit nimmt alles zu lesen, der wird viel Interessantes erfahren! Am Ende jeder Station gib es ein Quiz.

Am Schloss wird es einen Kasten mit einem Lageplan und den zum Quiz passenden

Multiple Choice-Feldern geben. Die Antworten sind seitenübergreifend und können mehrfach sein.

Viel Spaß wünscht der Freundeskreis Barockschloss Oberlichtenau e.V.!


Einen Garten auf dem Gelände des Oberlichtenauer Schlossanwesens anzulegen, stellte für einen Planer eine gewisse Herausforderung dar, galt es doch in dem unregelmäßigen Terrain an etlichen Stellen gewisse Höhenunterschiede zu überwinden. So konnte die klassische Einteilung des barocken Gartens in Parterre, Boskett und Parc nur bedingt eingehalten werden.

Quelle: Denkmalpflege in Sachsen, Mitteilungen des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen, Plan- und Bildquellen des 18. und 19. Jahrhunderts zum Schlosspark Oberlichtenau, Hendrik Bärnighausen

Bauherr von Schloß und Garten (Park) Oberlichtenau ist Christian Gottlieb von Holtzendorff, der sich in oder nach der Bauphase mit dem angelegten Park in den 1730er Jahren auf einem heute noch vorhandenen Ölgemälde (Schloss Lauenstein) verewigen ließ.

Der Park wurde dann in der Zeit des Grafen Brühl durch Knöffel umfangreich umgestaltet und erweitert und hat seine heute noch erkennbaren Merkmale der Baulust Brühls zu verdanken.

Ausschnitt des Parks vom obrigen Ölgemälde

Quelle: Denkmalpflege in Sachsen, Mitteilungen des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen, Plan- und Bildquellen des 18. und 19. Jahrhunderts zum Schlosspark Oberlichtenau, Hendrik Bärnighausen

Im Großen und Ganzen lässt sich die Anlage des Schlossensembles in zwei Gartenteile gliedern - in den Parterre- und den Boskettgarten. Der Parterregarten der Anlage unterteilt sich in zwei Bereiche. Er steht in direktem axialen Bezug zum Schlossgebäude und orientiert sich in der Süd-Nord-Ausrichtung an dessen Mittelachse. Hier findet man vor dem Schloss im Norden einen Ehrenhof, der von einem Orangeriegebäude und einem anderen Wirtschafts- oder Küchengebäude flankiert wird. In den Ehrenhof gelangt man aus nördlicher Richtung kommend über einen Gartenteil, der aus einem großen zweipassigen, von Rasenbändern und Alleenanlagen gerahmten Wasserbecken besteht. Durch diese Begrenzungen wird ein eigenständiger Parterrebereich ausgebildet. In südliche Richtung hinter dem Barockschloss schloß sich ebenfalls ein Parterregarten und ein Skulpturengarten an.

Der Boskettgarten besteht aus einem durch künstliche Räume aufgebrochenen, von Wegen durchzogenen, höher gelegenen und vielfach bewaldeten Gartenbereich.

Pönicke, Gustav Adolf, Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen

In wessen Händen die Gestaltung des Oberlichtenauer Lustgartens lag, ist archivalisch nicht belegt. Vermutlich kann sie auf Johann Christoph Knöffel zurückgeführt werden. Knöffel, der als Architekt nahezu alle Bauaufgaben der Familie des Grafen von Brühl in Händen hielt, übernahm dabei auch immer die Gestaltung der Gärten. Er schloss sich der französischen Strömung seiner Zeit an, die nicht mehr ausschließlich die Symmetrie als oberstes Kriterium hatte und eine freiere Gestaltung zuließ. Der Stil der Muscheln, Kartuschen und die Asymmetrie kommen auch in Knöftels Schaffen zum Ausdruck.

Er verwendete in seinen Grundrissen häufig Kreis-, Wellen- und S-Linien und folgte dem Streben nach zierlicher Dekoration der Gartenteile. Er drängte dabei deren einheitlichen Aufbau immer mehr zurück, was dem Zeitgeschmack entsprach. Im Gegensatz zu anderen sächsischen Architekten, wie Julius Heinrieh Schwarze (1706-1775) und Zacharias Longuelune (1669-1748), war Knöffel in seinen Gartenplanungen auf bewegte oder unregelmäßige Gelände spezialisiert. Für die besonderen Anforderungen dieser Projekte griff er wohl auch auf die Anregungen von Dezallier d'Argenville zurück, der ab der vierten Auflage seines Gartentraktats (Buch) Vorschläge für Anlagen mit unregelmäßigen Grundstücksgrundrissen vorlegte und sich damit vom starren geometrischen Raster des Barockgartens abwandte.

Die Besonderheit der Oberlichtenauer Anlage besteht in dem Vorhandensein einer barocken Anlage, die durch die Wirren der Jahrhunderte zwar überprägt wurde, aber im Wesentlichen ihren barocken Grundcharakter behalten hat.

Im Vergleich des historischen barocken Planes mit dem aktuellen Bestand gibt es so viele Übereinstimmungen, daß anzunehmen ist, daß dieser Plan in großen Zügen auch tatsächlich verwirklicht worden ist.

Quelle: Entwicklungskonzept Schlosspark Oberlichtenau, 1997, Büro für Landschafts-, Stadt- und Dorfplanung, Dipl.-Ing. Christine Tenne

Quelle: Wikipedia: Von Moritz Bodenehr - Moritz Bodenehr, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1285846

Johann Christoph Knöffel, * 1686 in Oelsa im Kurfürstentum Sachsen, † 10. März 1752 in Dresden,  war ein deutscher Architekt und Baumeister.

Einige Elemente des Oberlichtenauer Lustgartens zeigen konkreten Bezug zu Knöffels Schaffen und lassen sich in allen weiteren von ihm geplanten Gärten finden: Die Anordnung einer großen Fläche als Bowlinggreen oder Wasserbecken im Parterrebereich anstelle der sonst üblichen Parterrebeete, das Auftangen(?) der Mittelachse durch architektonische Abschlüsse und die Selbstständigkeit der einzelnen Gartenteile. Knöffel vernachlässigte dabei zunehmend die Mittelperspektive. Ihr ordnete er nicht mehr die gesamte Anlage unter, sondern gliederte den Garten unter geschickter Verwendung der örtlichen Gegebenheiten in gleichwertige, nebeneinander stehende Areale, die zugleich aber eigenständige Bereiche (Paterre und Boskett) darstellten. Diese Merkmale fallen bei der Betrachtung der Brühl'schen Gärten immer wieder auf und sind ein besonderes Charakteristikum Knöffels als Gartenarchitekt. Kennzeichnend ist besonders die Gestaltung des labyrinthischen Boskettbereichs. Eine vergleichbare Gestaltung findet sich in einer Planung Knöftels für das Jagdschloss Hubertusburg. Der Plan aus dem Jahr 1743/44 sah für den nordwestlichen Abschluss der Gartenanlage ein ähnliches Lustwäldchen-System vor, das über einen zentralen Hauptweg links und rechts zugänglich sein sollte. Allerdings kam es nicht zur Ausführung des großen Wasserbeckens sowie dieses Gartenbereichs des Generalplans.

Der Park in einer Zeichnung von Breuer, 1775

Quelle SLUB Dresden / Deutsche Fotothek, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70401013,

Die Besonderheit in der Oberlichtenauer Anlage liegt zunächst in der augenfälligen und ausgesprochen gelungenen zweckdienlichen Gestaltung des Schloss- und Gartenensembles als Funktionstypus eines Maison de Plaisance nach französischem Vorbild. Nur eine gute halbe Tagesreise von Dresden entfernt konnte die weitläufige Schlossanlage als Erholungs- und Vergnügungsort dem Grafen von Brühl und seiner Familie oder der Dresdener Hofgesellschaft dienen. So beherbergte Oberlichtenau auf Weisung des Grafen von Brühl im Sommer 1748 den päpstlichen Nuntius am königlich polnischen und kurfürstlich sächsischen Hof, Alberico Archinto (1698-1758), als Sommergast. Weiterführende Informationen über die Nutzung von Oberlichtenau zu Zeiten Brühls ließen sich bisher nicht finden.

Quelle: ZWISCHEN MÄCHTIGEN FÜRSTEN, Der Adel der Oberlausitz in vergleichender Perspektive (16. bis 19. Jahrhundert);  Der Lustgarten des Rittergutes Oberlichtenau unter Heinrich Graf von Brühl ISABELL AURIN-MlLTSCHUS und THOMAS MlLTSCHUS

Von Johann Christoph Knöffel - http://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df_0090001/df_0096967.jpg, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15811982

Französischer und englischer Barockpark?

Korrekter Weise müssen wir sagen Barockgarten, nicht Barockpark. Es ist ein Barockgarten nach französischem Vorbild mit einem Parterregarten und einem Boskettgarten! In England gäbe es auch nur einen Barockgarten nach französischem Vorbild. Was es in England gibt, dass ist ein Englischer Garten, was aber wieder etwas anderes ist. Anmerkung: Andreas v. Hünefeld

 

Der Englische Garten löste im 18. Jh. den barocken Stil, der vor allem durch geometrisch angelegte Strukturen gekennzeichnet war, ab. Exakt verlaufende Grenzen wurden aufgehoben und mehr Wert auf Natürlichkeit gelegt. Beobachter sollen durch eine abwechslungsreiche Gartengestaltung zum Verweilen eingeladen werden. Zäune und hohe Hecken stören das Landschaftsbild eines englischen Gartens. Rosen, rankende Pflanzen, Stauden und Ziersträucher schmücken die Anlagen. Das wichtigste Element eines Englischen Gartens ist aber der großflächige, klassische englische Rasen. Englische Gärten gelten als Gesamtkunstwerk und gleichen einem Landschaftsgemälde. Gestaltungselemente wie antike Klostermauern, edle Brunnen, chinesische Ruinen, Steinskulpturen sowie Bauten der Neogotik zieren den Garten und werden bevorzugt als Akzente am Horizont gesetzt. Wege und Flussläufe schlängeln sich durch den Park. Teiche, Bäume und kleine Wälder setzen natürliche Highlights. Die Wege werden bevorzugt versenkt angelegt und treten somit in den Hintergrund. Egal ob als große Parkanlage oder als kleiner Garten, Romantik ist das wichtigste Gestaltungsziel in einem Englischen Garten.

Quelle: https://www.gartentraum.de/magazin/gartenstile/


Der westliche, bewaldete Parkbereich hat die eindeutigen Merkmale des Boskettgartens mit künstlichen Räumen, Spielflächen (Kegelanlage und Krocketbahn), Bereiche für ein Tête-à-Tête, Wandelgänge, Irrwege usw.

Anmerkung: Andreas v. Hünefeld


Was umgibt das Barockschloss Oberlichtenau?

A = Barockwald B = Barockpark C = Barockgarten
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